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Das Leben ist schwer

 ... aber dieses schwere Leben hat die Menschen immer wieder zu Ideen angeregt mit deren Ausführung sie sich das Leben erleichterten. In diesem Bericht soll es um das Heben von schweren Lasten gehen, an Orten wo man keinen Kran zur Verfügung hatte oder auch ein fester Punkt zum Aufhängen eines Flaschenzuges fehlte. Der Flaschenzug ist bereits in der Antike verwendet worden.

 

Dazu wurde die Hebelade, auch Wippkiste genannt, konstruiert, die das Hebelgesetz nutzt. Eine Hebelade besteht aus einem langen Hebel, dessen Drehachse zum Heben der Last nach und nach erhöht wird. Dies geschieht, indem zwei eiserne Bolzen abwechselnd in zwei Lochreihen, der sich gegenüberliegenden Bohlen eines hölzernen Rahmens versetzt werden.

 

Zum Heben der Last wird der Hebelarm in einzelnen Arbeitsschritten auf und nieder bewegt und der dabei jeweils entlastete Bolzen um eine Position in der Lochreihe erhöht. Insgesamt kann die Last also maximal um die Länge einer dabei senkrecht stehenden Hebelade angehoben werden. Das Absenken der angehobenen Last erfolgt wie das Anheben, nur werden die Bolzen dabei jeweils um eine Position in der Lochreihe nach unten versetzt.

Die Hebelade ist ein zerlegbares und damit leicht zu transportierendes Hebezeug. Aufgrund ihrer kleinen Standfläche wurde sie unter Last mit hölzernen oder eisernen Streben gegen ein Abrutschen gesichert. Weitere Informationen zur Hebelade wie z.B. regional unterschiedliche Bezeichnungen usw. finden Sie auch unter der weiter oben verlinkten Web-Adresse.

 

Die Hebelade wurde im land- und forstwirtschaftlichen Bereich der Lüneburger Heide verwendet. Aber auch in anderen Gegenden fand sie Anwendung, wie der untenstehende Absatz über Anspach zeigt. Für Anwendungen aus unserer Gegend zwei Beispiele:

 

Das niederdeutsche Bauernhaus ist in seiner Konstruktion reiner Holzbau. Das erforderliche Bauholz (Eichen und Tannen) nahm der Bauer entweder aus eigenem Waldbestand oder kaufte es bei der Forstverwaltung. Auf seinem Hof erfolgte die Bearbeitung der Baumstämme. Dabei wurden Bretter und Dachlatten über der „Sägekuhle“ oder auf großen „Holzböcken“ auf, die die Stämme mit der Hebelade hochgebracht sind, mit der Schottsäge zugeschnitten.

 

Auch der Flößereibetrieb hatte, insbesondere im Örtzetal (Gegend um Hermannsburg und Bergen) eine große Bedeutung. Die zum Verkauf bestimmten, gefällten Baumstämme wurden mit Ketten an die Holzwagen für den Weitertransport zur Uferstelle geschleppt, um sie mit Hilfe der Hebelade vom Wagen auf- oder abzuladen.

 

Eine besondere Anwendung ist in der Plumhofer Chronik von Werner Beermann auf Seite 154 beschrieben. Durchaus etwas zum Schmunzeln.

 

Die Hebelade hat man in der ehemaligen südhessischen Gemeinde Anspach (Hochtaunuskreis) für so bedeutend gehalten, dass man eine solche ins Gemeindewappen aufgenommen hat, weil die Holzernte einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor darstellte. Sie weist auf die Hebladegesellschaft hin, eine für Anspach charakteristische Gemeinschaft von Männern, die mittels dieser besonderen Hebevorrichtung die schweren Baumstämme der Taunuswälder zur Ausfuhr bereitstellten.

 

Im Richard-Brandt-Heimatmuseum ist eine solche Hebelade ausgestellt. An einem Modell kann man die Funktion selbst ausprobieren und somit die Funktion leicht nachvollziehen. Auch kann man sich einen alten Film in einer Videopräsentation im Museum ansehen. Hier werden Baumstämme mit Hilfe einer Hebelade auf einen Wagen verladen.

 


Bildquellen:

Ausschnitt Plumhofer Chronik: Historische Arbeitsgemeinschaft, Ortschroniken, Dorfchronik Plumhof, Seite 154

Wappen Anspach: Wikipedia, gemeinfrei

übrige Bilder: Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark