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Besuch des Bioland-Hofes Rotermund-Hemme in Brelingen

Nach dem Besuch des konventionellen  landwirtschaftlichen Betriebes der Familie Backhaus in Plumhof mit seinen 600 Kühen im vergangenen Jahr traf sich das Museumsteam jetzt auf dem Bioland-Hof der Familie Rotermund-Hemme in Brelingen.

 

Hermann Hemme und seine Tochter Marie vermittelten der Gruppe zunächst einen Überblick über die Struktur des 120-Hektar-Hofes mit Ackerland, Grünland, Wald und Moorflächen. Anhand einer interessanten Schautafel unter einer großen Eiche auf dem Hof wurde der Weg der Produktion von Lebensmitteln für Mensch und Tier erläutert. Von der “flächengebundenen artgerechten Tierhaltung“ über den „betriebseigenen organischen Dünger“, den „vorbeugenden Pflanzenschutz“  bis zur „7 – 8-jährigen Fruchtfolge“ wurden die wichtigsten Elemente des biologischen Landbaus erklärt. Dabei wurde auch deutlich, wie personalintensiv diese Art der Landwirtschaft ist.

Besonders interessant waren dann die hofnahen Beispiele für Pflanzung und Tierhaltung. In einem übergroßen Tunnelzelt wurden Tomaten angebaut, die an Fäden bis unter das Dach hochgezogen waren.  Obwohl die Saison sich dem Ende zuneigte, waren noch rote und grüne Tomaten zu sehen. Frau Marie Hemme erläuterte diese Anbauweise, den Verzicht auf Dünger, die Tröpfchenberegnung und die Bestäubung durch ein eigenes Hummelvolk, das in einem speziellen Hummelnistkasten lebt.

 

Besonders an uns Besucherinnen und Besuchern waren die Schweine in ihrem Auslauf interessiert. Sie wollten unbedingt beachtet und gekrault werden. Das war für viele ein besonderes Erlebnis, denn wo kommen sich Mensch und Schwein so nahe – und das spielerisch!

 

Zum Schluss ging es dann mit Trecker und einem speziellen Anhänger für den Transport von Besuchern auf eine Weide am Rande Brelingens, wo 17 Mutterkühe mit ihren Kälbern und einem Bullen standen. Diese Kühe sind ca. 9 Monate im Jahr draußen auf den Weiden des Hofes und kommen nur für die sehr kalten Monate in den Stall. Sie fressen hauptsächlich das mit sehr viel Klee gemischte Gras und werden schon nach sehr kurzer Zeit auf eine andere Weide getrieben, um die Regeneration des Klees zu fördern. Worauf Herr Hermann Hemme besonders hinwies, ist der Umstand, dass Kühe, die vorwiegend frisches Gras fressen, weniger Methan ausstoßen als im Stall gehaltene Kühe, die anders Futter zugefüttert bekommen. Und Methan hat ähnliche schlechte Wirkung auf unser Klima wie CO²! Die Milch der Kühe ist allein zur Aufzucht der Kälber da. Die Besamung der Kühe erfolgt nicht durch einen Tierarzt, sondern wird der Aktivität des Bullen in der Herde überlassen - und das klappt in aller Regel sehr gut!

 

Besonders beeindruckt hat uns das Engagement der Familie für die Kinder des Ortes. Marie Hemme, die eine pädagogische Ausbildung hat, unterstützt mit dem von der Familie gegründeten Verein „hofleben – Lernort e.V.“ im Rahmen einer Kooperation mit der Gemeinde Wedemark Schulkinder der Grundschule Brelingen. Die Kinder kommen auf den Hof, können in einer eigens aufgebauten Outdoor-Küche den Umgang mit Lebensmitteln lernen, auf dem Hof die Geburt und das Heranwachsen von Schweinen und Rindern erleben; zum Streicheln gibt es auch einige Ziegen. Daneben ist der Hof auch eine anerkannte Stelle für ein Freiwilliges Ökologische Jahr (FÖJ) – in der besonderen Ausgestaltung, dass auch Menschen mit Behinderungen dort ein FÖJ ableisten können.

 

Natürlich werden die Erzeugnisse des Hofes und einige hinzuerworbene Lebensmittel anderer biologischer Erzeuger im hofeigenen Hofladen vermarktet – unter anderem die Eier der ca. 3000 Hühner, die in 3 mobilen Weideställen leben und ihre Eier legen. Sie picken alles auf, was die Weideflächen bieten und bekommen Erzeugnisse des Hofes – wie Getreide, Erbsen, Leinsamen und Sonnenblumen - hinzugefüttert. Neben dem Hofverkauf beschickt die Familie mit ihrem Marktwagen auch drei Wochenmärkte in Hannover und am Donnerstagnachmittag  den Wochenmarkt in Bissendorf.

 

Die zwei Stunden vergingen wie im Flug – vor allem dank der engagierten Erläuterungen von Marie und Hermann Hemme! Im Anschluss traf sich das Museumsteam noch zu einer Runde bei Kuchen oder Suppe im Beans Country in Bennemühlen – eine Gelegenheit, das gerade Erlebte noch einmal  zu besprechen.


Fotos: Richard-Brandt-Heimatmusem Wedemark