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Stockbett von Zwangsarbeiterinnen in Mellendorf

Nur selten sind in kleineren Heimatmuseen Informationen und Exponate zur Zeit des Nationalsozialismus zu finden. Dies beruht in vielen Fällen auf dem engen Bezug der Ereignisse dieser Zeit zu Namen und Familien in den Dörfern oder der näheren Umgebung. Viele Jahrzehnte war dieses Thema daher oft tabu.

Bergung des Stockbettes in Mellendorf

In der Zeit, als in der Gemeinde Wedemark mit viel Aufwand das Projekt „Die Geschichte der Wedemark von 1930 – 1950“ historisch aufgearbeitet wurde, insbesondere Helge Kister seine Recherchen zur „Zwangsarbeit in der Wedemark“ in einem Heft zu diesem Projekt veröffentlichte, bekam das Museum vor drei Jahren eine Information, dass auf dem Dachboden der ehemaligen Schlosserei des früheren Emaillierwerks Hannover in Mellendorf noch Gegenstände aus der Zeit des Nationalsozialismus zu finden seien.

 

Mit dem Einverständnis des jetzigen Eigentümers konnten mit der Hilfe des Bauhofs der Gemeinde ein Arbeitstisch, ein Regal und zwei Stockbetten gesichert werden. Dies war offenbar Arbeits- und Schlafbereich für mehrere Zwangsarbeiterinnen aus dem russischen und baltischen Sprachgebiet. Drei Namen waren auf Emailleschildern noch vorhanden, Recherchen zur Identität dieser Frauen waren leider erfolglos.

 

Ausstellungsbereich "Zeugnisse aus dunkler Zeit" im Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark

Um diesem Teil unserer Geschichte auch Raum im Museum zu geben, schaffte das Museumsteam einen abgedunkelten Raum mit dem Titel „Zeugnisse aus dunkler Zeit“. Hier werden ein Stockbett im Originalzustand und zwei Exponate, die von Kriegsgefangenen in Brelingen und Hellendorf hergestellt wurden, ausgestellt. Weiteres Material (z.B. Bildwörterbücher für die der deutschen Sprache nicht kundigen osteuropäischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter) ergänzt diese kleine Ausstellung.

 

Auch auf unserem Touchscreen zur „Geschichte der Gemeinde Wedemark“ bietet das Museum mehrere Videos zu diesem Thema an:

  •  Bergung der Stockbetten aus dem ehemaligen Emaillierwerk
  •  Bericht von zwei Zeitzeugen zu einem Kriegsgefangenen und  einer Zwangsarbeiterin
  •  Lesungen aus den Büchern „Wedemark – meine Liebe“ von Maria Eilers

Das Interesse unseres Publikums an diesem Ausstellungsbereich zeigt, wie wichtig es war, dieses Thema gerade heute im Museum aufzugreifen. 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges finden sich leider vermehrt Äußerungen, die das damals Geschehene anzweifeln oder in einer Weise relativieren, die dem Leid und Elend, das in der damaligen Zeit Menschen in deutschem Namen angetan wurde, in keiner Weise gerecht werden.

 


Bildquellen: Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark