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Das Moor – Unwirtlichkeit und Notwendigkeit in alter und neuer Zeit

Muswillensee im Bissendorfer Moor (c) ukko.de CC BY 3.0

Im Gedicht „Der Knabe im Moor“ schrieb Annette von Droste-Hülshoff um 1838 in der ersten von sechs Strophen:

 

O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt! –
O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!

 

Daran wird deutlich, dass das Moor immer für die Menschen schon eine etwas unheimliche Gegend war.

 

Gleichwohl hat das Moor aber auch durch den Abbau von Torf den Menschen eine warme Mahlzeit und im Winter eine warme Stube ermöglicht. Torf war neben Holz lange das einzige Material zum Heizen und Kochen. Man musste ins Moor, um den Torf abzubauen, daher musste man die Furcht vor dem Moor überwinden. Sicherlich hat der Torfabbau auch durch Unkenntnis und/oder Unvorsichtigkeit Menschenleben und Verluste von Tier und Material gekostet. All diese Verluste waren in alter Zeit empfindliche Einbußen.

 

Als später Braun- und Steinkohle und noch später Öl in großen Mengen auch in unsere Gegend transportiert werden konnte, hat der Torf als Brennmaterial nach und nach seine Bedeutung verloren.

 

Bei uns im Museum haben wir einen Bereich dem Moor und vor allem dem hiesigen Torfabbau gewidmet. Stellen Sie sich vor:

 

Die durch den Torfstich entstandenen Gruben liefen oft über Nacht voll Wasser. Wollte man die Grube weiterhin ausbeuten, war zunächst Wasserschöpfen per Eimer angesagt. Einige Torfstecher besorgten sich für diese Arbeit eine mobile hölzerne Pumpe. Unser Museum hat eines dieser nur noch sehr selten erhaltenen Exemplare in seinem Bestand. Diese wurde im Lichtenmoor eingesetzt. Das liegt etwa 30 Kilometer nördlich des Steinhuder Meeres zwischen den Flüssen Weser und Aller. Den ganzen Tag hatten die Torfstecher dicke, schwere Holzschuhe an den Füßen, damit man nicht auf dem weichen Untergrund einsank. Auch die Pferde hatten „Holzschuhe“ an den Hufen, um dem Einsinken vorzubeugen.

Immer den Torfspaten in der Hand und im Sommer die Hitze und sicherlich auch eine Mückenplage. Das war bestimmt eine schweißtreibende und unangenehme Arbeit. Die gestochenen Soden wurden zum Trocknen aufgeschichtet und mussten des Öfteren gewendet werden. In Herbst waren sie dann getrocknet und konnten eingebracht werden.

 

Im Moorinformationszentrum (MOORiZ) in Resse kann sehr viel mehr über die Besonderheiten und heutige Notwendigkeit des Moores erfahren.

 

Wer sich für weitere Einzelheiten der frühen Torfgewinnung interessiert, kann bei YouTube sich zwei Videos ansehen, wie Torf im Hohen Venn gestochen und eingebracht wurde: „Torfgewinnung im Hohen Venn, Teil 1 Torfstechen und Teil 2 Trocknen und Einbringen des Torfes“.

Bildquellen:

Muswillensee im Bissendorfer Moor (c) ukko.de CC BY 3.0 (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/86/Muswillensee-im-Bissendorfer-Moor.jpg/1920px-Muswillensee-im-Bissendorfer-Moor.jpg)

alle übrigen Bilder: Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark; von links nach rechts: Moorecke im Richard-Brandt-Heimatmuseum Wedemark mit der hölzernen Pumpe aus dem Lichtenmoor, Holzschuhe der Torfstecher, Torfspaten, Holzschuhe für Pferde